Du gehörst zu denen, die den Gain nicht zu hell einstellen.
Dadurch vermeidest du konfluierende schneeweiße nicht unterscheidbare anatomische Strukturen. Der Gain, die Verstärkung wird zuerst eingestellt, dann verfeinerst du deine Einstellung mit der time gain compensation (TGC).
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Video-Transcript Gain Einstellung im Ultraschallbild
Also mit der Drehung am Gain-Regler, in manchen Systemen ist es auch ein Schieberegler, erhöhst du die Verstärkung
der empfangenen Ultraschallwellen. Wenn du jetzt denkst, dass man hierfür eigentlich kein Video braucht, um die Empfangsverstärkung zu erklären, bleibst du vielleicht trotzdem dran.
In den nächsten zwei drei Minuten zeige ich Beispiele aus der Klinik und wie der der Gain richtig eingestellt wird und ich berufe mich da so ein bisschen auf die beobachteten Probleme oder Fallstricke, die auftreten können, wenn man versucht, den Gain richtig einzustellen.
Suchst du auf einem System den Verstärkungsknopf und da sind viele Buttons drauf, fange mit dem B-Knopf an: B wie Brightness. Drehst du den Knopf im Uhrzeigersinn erhöhst du die Verstärkung, das Bild wird heller und andersrum: drehst du den Knopf entgegen des Uhrzeigersinns wird das Bild dunkler.
Wir werden nach und nach einige Knöpfe, Systeme, Einstellungen darstellen und diesen Content packen wir auf unsere Webseite, auch wenn es im Blog geht um die Bildoptimierung, vielleicht machen wir auch einen Podcast davon.
Es folgen ein paar Punkte, die wichtig sind, die du vorher prüfen solltest, bevor du den Gain verstärkst.
Akustische Kopplung
Nr. 1: Stelle sicher, dass du die beste akustische Kopplung hast, die irgendwie möglich ist.
Ist ausreichend Gel vorhanden? Zur Not kannst du auch NaCl oder Lokalanästhesikum nehmen. Vermeide jegliche Luftblasen zwischen der Folie und dem Transducer. Manchmal verhindern auch Patientenhaare eine optimale Ultraschall-Transmission.
Gerade Blick auf den Ultraschallbildschirm?
Nr. 2: Guckst du gerade auf den Bildschirm? Hast du den optimalen Blickwinkel auf dieses teilweise spiegelnde Display? Hier zum Beispiel: die durchführende Person hat den perfekten Blick und eine zweite Person, die die Bild-Optimierung macht, guckt schräg auf den Bildschirm. Dadurch kann das Bild deutlich dunkler erscheinen. Jeder, der versucht hat, mit dem Handy einmal einen Ultraschall-Bildschirm abzufilmen, weiß, wie nervig spiegelnde Displays sind und wie schwer es ist, die optimale Position zu finden.
Umgebungslicht nicht zu hell?
3. Wenn das Umgebungslicht abgedunkelt ist, kann man den Bildschirm viel, viel besser erkennen. Es wird weniger Verstärkung benötigt. Sicherlich ist das Abdunkeln in einer kontrollierten Umgebung, wie zum Beispiel der Anästhesie-Einleitungsraum, deutlich einfacher, als es bei der Versorgung eines Patienten im Schockraum ist. Dort ist zum Beispiel die FAST Untersuchung mit vielen Personen in einem extrem hell beleuchteten Raum deutlich schwieriger und es bestehen nicht so luxuriöse Bedingungen, kontrollierte Bedingungen wie hier bei einem Ultraschallkurs oder wie ein Kardiologe in seiner Sonohöhle im Echolabor gezielte Untersuchungen durchführen kann.
Einschallwinkel der Ultraschallwellen ideal?
4. Okay, du hast die Kopplung überprüft. Du hast die beste Blickrichtung auf den Bildschirm, du hast die Umgebung etwas abgedunkelt und jetzt musst du noch sicherstellen, dass dein Schallkopf die Schallwellen so auf ihr Ziel ausrichtet, dass sie möglichst gut reflektiert werden können. Und das kriegst du ja ganz einfach raus.
Ich verweise ganz kurz auf unseren Newsletter über die Ultraschallsondenhaltung, die Sondenmanöver, das Sondenmanöver Kippen in die eine oder in die andere Richtung, das Bild wird dunkler oder heller und wenn es am hellsten ist, dann weißt du was der beste Reflektionsgrad ist. In der Nervendsonographie kann man das zum Beispiel gut am Nervus Ischiadicus erkennen: das Kippen um wenige Grad des Schallkopfes macht den Nerven fast unsichtbar bzw. lässt ihn leuchten wie ein Stern am Himmel.
Frequenz niedrig genug?
5. Nach den ersten vier Punkten noch ein fünfter Tipp für dich: Ultraschallwellen unterliegen einer Dämpfung, sie verlieren an Energie während sie durch das Gewebe wandern. Je niedriger die Frequenz ist, desto tiefer können Ultraschallwellen in den Körper eindringen. Beispiel Nervus Femoralis: das Bild ist undergained – zu dunkel – wird die Verstärkung brutal hochgedreht, konfluieren anatomische Strukturen und verwachsen zu einer weißen Fläche. Erst jetzt erscheint das Bild zumindest im oberen Bereich gut ausgeleuchtet.
Weiteres Beispiel: die Harnblase. Ultraschallwellen werden vom Urin nicht gedämpft, kommen mit mehr Energie auf die dorsale Blasenwand und verursachen dieses helle Bild. Erst durch Reduktion des Gains erscheint der dorsale Raum der Blase als normal ausgeleuchtet.
Flankenschnitt links, Pleura, Leber: Besonderheit hier: 4 MHz, also niedrige Frequenz mit hoher Eindringtiefe, das heißt mit der Drehung am Gainregler schaffen wir es, das gesamte Bild gut auszuleuchten. Und das steht im Unterschied, wenn du dir noch mal den Film mit dem Nervus Femoralis anguckst, wo aufgrund der hohen Frequenz von 15 MHz nur die ersten zwei Zentimeter gut ausgeleuchtet worden sind. Das ist der Hinweis mit der Frequenz.
Als letztes Beispiel die Lungensonographie: die Pfeile markieren die Pleuragrenze und wird der Gain jetzt brutal hochgedreht, sieht es aus, als wenn die Pleurea sich verdickt. Was für ein Käse. Zwischen Muskulatur und luftgefüllten Alveolen besteht ein großer Impedanzunterschied und in diesem Fall kann das Bild, was ansonsten viel zu dunkel erscheint, trotzdem noch die Pleuragrenze, also das, was das Interesse gerade ist, hervorragend darstellen.
Zusammenfassung Einstellung des GAINs / der Verstärkung am Ultraschallgerät
Zusammengefasst ist die Erhöhung des Gains eine Verstärkung des empfangenen Signals. Du solltest vermeiden den Gain zu schnell und zu leicht hoch zu drehen, damit anatomische Strukturen, anatomische Unterschiede, im B-Bild nicht konfluieren. Ferner hast du gerade 5 Tipps gesehen und gehört, die du vorher checken solltest, bevor du den Gain erhöhst:
- Achte auf die beste akustische Kopplung,damit Ultraschallwellen optimal in den Körper eindringen können.
- Schaue direkt gerade auf den Bildschirm,
- Erniedrige das Umgebungslicht, damit der Bildschirm besser leuchten kann.
- Überprüfe durch Sondenmanöver, dass deine Zielstruktur möglichst günstig angeschallt wird. Verringere notfalls die Frequenz, damit Ultraschallwellen überhaupt tief genug in den Körper eindringen können.
- Und erst dann, wenn du das alles gemacht hast, dann würde ich vorsichtig am Gain-Knopf drehen, die Verstärkung erhöhen.
Happy Scanning